Ein architektonisches Schatzkästchen wird geöffnet
Es ist sicher ungewöhnlich, die Beschreibung der estnischen Hauptstadt Tallinn mit dem Fakt zu beginnen, das hier die meisten russischen Märchenfilme gedreht wurden. Wer die Stadt schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat, den wird das jedoch nicht wundern. Seit 1285 ist Tallinn Hansestadt, das mittelalterlich hanseatische Flair hat die Stadt bis heute behalten. Umgeben von den gut erhaltenen mittelalterlichen Mauern ist dieses Fleckchen Erde so kompakt und grün, dass man in kurzer Zeit viel unternehmen und praktischerweise beinahe alles zu Fuß entdecken kann. Beim Betreten der Stadt wird es euch sicherlich so vorkommen, als würdet ihr ein architektonisches Schatzkästchen öffnen.
Der historische Stadtkern wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auch das ist kaum verwunderlich, wird die Stadt doch von den Besuchern oft als die "schönste Fußgängerzone Europas" bezeichnet. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Städten besitzt Tallinn nämlich bis heute eine vollständig erhaltene Altstadt, die ohne moderne Lückenbebauung auskommt. Die Kaufmannshäuser in den hübschen Gassen solltet ihr einmal genauer unter die Lupe nehmen, hier lassen sich nämlich viele liebevolle Details entdecken.
Wer in Tallinn unterwegs ist, kommt nicht um den Rathausplatz "Raekoja plats" herum, der genauso alt ist wie die Stadt selber. Mit dem alten Rathaus aus dem 15. Jahrhundert versprüht der Platz eine ganze besondere Atmosphäre. Wer das Ganze einmal von oben betrachten möchte, sollte die Wendeltreppe des Rathauses hinaufsteigen. Nach oben geht es auch entlang der gut erhaltenen Stadtmauern auf den Domberg im oberen Teil der Altstadt. Früher war dieser Teil dem Adel und dem Klerus vorbehalten.
Kennt ihr die "Dicke Margarethe"? Einst bewachte sie die Reichtümer der Stadt, heute befindet sich in dem vier Stockwerke hohen Kanonenturm das estnische Seefahrtsmuseum. Weiter geht die Sightseeingtour zur Heiliggeistkirche aus dem 14. Jahrhundert. Das kleine gotische Gebäude mit seinen Kalksteinwänden, dem Stuck und dem kupferfarbenen Turm ist die älteste Kirche der Stadt. Am Kirchturm befindet sich die älteste Uhr von Tallinn.
Auch ein Besuch im Freilichtmuseum "Rocca al Mare" lohnt sich, kann man hier doch in das Dorfleben der estnischen Bauern und Fischer des 18. bis 20. Jahrhunderts eintauchen. Möglich machen das die aus dem ganzen Land zusammengetragenen Bauten, die liebevoll zu Dörfern gruppiert wurden.